Vom Zauber des Anfangs
Eigentlich bin gerade
auf der Suche nach etwas Altem. Doch wie so oft im Leben will sich
besagtes
Alte mal wieder nicht von mir finden lassen. Stattdessen fällt mir etwas
anderes
Altes in die Hände. Neugierig, wie frau nun mal ist, nehme ich die
Kladde in die Hand. Ein
hübscher Einband mit Rosen drauf.
„Nein, lege es wieder
beiseite“, sage ich zu mir, „Du weißt doch wie das endet, wenn Du jetzt nicht
weitersuchst!“ Also lege ich gehorsam die Kladde beiseite und grabe weiter in
den Tiefen meines viel zu kleinen Abstellraumes. „Wieso heißen diese
Räumlichkeiten eigentlich Raum? Also dieser hier hat den Begriff definitiv
nicht verdient! Ich kann ja nicht mal der Länge nach umkippen.“
Erneut öffne ich
einen Karton. Doch besagtes Gesuchtes bleibt verschollen. Dafür dringt ein
unaufhörliches Wispern an mein Ort. „Komm, nimm mich wieder in die Hand! Schau
doch einmal, was Du vor langer Zeit in mir verewigt hast!“ Jeder Versuch,
dieses Wispern zu ignorieren, scheitert kläglich! Ich nehme die Kladde abermals
zur Hand und schlage den Deckel auf!
Und da steht es! Fein
säuberlich von mir persönlich in reinster Schreibschrift notiert:
„Und plötzlich weißt
Du,
es ist Zeit, etwas
Neues
zu beginnen und dem
Zauber
des Anfangs zu
vertrauen.“
Meister Eckhart (1260
– 1328)
Dieser Spruch hat
wahrlich etwas Verlockendes! „Nein, aber nicht jetzt! Weitersuchen nach dem
anderen Alten, was mir vor ein paar Minuten noch den letzten Nerv geraubt hatte“,
schelte ich mich selbst.
Da passiert es!
Ich kann dem Zauber des Anfangs nicht widerstehen!
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